Thomas Leon Heck

mich wundert, dass fast jeder zu fast allem eine meinung hat.

ich selbst komme so gut wie nie zu einer überzeugung, und wenn, dann nur mit erheblichem aufwand. so las ich vor wenigen tagen zufällig bei schiller über philipp II von spanien:"kein tyrann, finster und grausam wie dieser, bestieg seit tiberius den thron". da mir weder der eine noch der andere als besonders grausam bekannt war, las ich den ganzen aufsatz von schiller über philipp. am nächsten tag bekomme ich ein buch von wilhelm gollub über tiberius herein, über den es im klappentext heißt: " was seine gestalt ausstrahlt, ist hoheit, widerschein echter innerer werte, menschlichen formats, moralischer qualität"! größeres lob ist kaum vorstellbar! jetzt kann ich es mir also aussuchen oder selbst zum tiberius-forscher werden.

schiller als geschichte lehrender professor, der über wallenstein schreibt: "von der parteien gunst und hass verzerrt, schwankt sein charakterbild in der geschichte", sitzt also womöglich selbst ausgerechnet einer solchen verzerrung auf? und eine seiner mutmaßlichen quellen, tacitus, fordert doch vom historiker, sine ira et studio (also ohne zorn und parteilichkeit) zu berichten und ist doch eine der negativsten stimmen zu tiberius.

weder schiller noch gollub sind übrigens im tiberius-artikel bei wikipedia erwähnt. wer kann das dort nachtragen?

ich selbst habe jahrzehnte gebraucht, bis ich endlich eingermaßen klarsfeld, ääh klarheit hatte in der frage, ob kurt georg kiesinger nun ein nazi war oder nicht. die mühe der erforschung dieser frage nahm ich nur auf mich, weil ich bekanntermaßen wesentliche teile seines nachlasses hatte.

NEU im Laden
ölgemälde v. Conrad PFAU: porträt 1934 der clara schraepler geb. ruthloff (wohl münchen) mehr...
11 sign. exlibris (bes. baltischer adel, erika von anrep, rudolf von freymann, gabriele klein, uhla "sum quod vorlabm", peter clapier de colongue, arnold von vietinghoff, Anna dumstrey, eugen (von?) bergmann, Ludenhof, m. von zur mühlen, alle von Grünewaldt
umfangreicher briefwhecksel von peter goes, sohn von albrecht goes, mit 1 mössingerin, brief v. Leo Winkelsberg aus zagreb, wohin er als jude emigriert war, buch aus der bibliothek v.